Die klinische Diagnostik mancher Störungen stellt eine umfangreiche Aufgabe dar. Darunter fallen die Diagnostik der Autismus-Spektrum Störung, AD(H)S oder von Persönlichkeitsstörungen. Hier kommt es darauf an, sich ein umfassendes Bild über die Symptomatik und Lebensgeschichte zu machen und mögliche andere Ursachen auszuschließen. Aus diesem Grund ist ein erhöhter Aufwand erforderlich.
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Die Kosten für die Durchführung dieser aufwendigeren Diagnostik werden nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Der Betrag wird Ihnen nach erfolgter Diagnostik in Rechnung gestellt.
Klären Sie bitte vor Beginn der Diagnostik mit Ihrer privaten Krankenkasse, ob eine Kostenübernahme möglich ist und in welcher Höhe, um über einen eventuellen Eigenanteil informiert zu sein. Gerne unterstütze ich Sie hier, wenn Sie Fragen haben. Eine detaillierte Kostenaufstellung für Ihre Krankenversicherung finden Sie hier zum Download:
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HerunterladenAutismus, genauer gesagt die Autismus-Spektrum-Störung (ASS), ist eine neurologische Entwicklungsstörung, die die Art und Weise beeinflusst, wie eine Person die Welt wahrnimmt und mit anderen Menschen interagiert. Die Symptome variieren stark in ihrer Intensität und Ausprägung, weshalb von einem „Spektrum“ gesprochen wird.
Menschen mit ASS haben oft Schwierigkeiten in zwei wesentlichen Bereichen:
1. Soziale Kommunikation und Interaktion:
· Schwierigkeiten, soziale Signale wie Mimik, Gestik und Tonfall zu verstehen und zu deuten.
· Probleme, soziale Beziehungen zu knüpfen oder zu pflegen, was sich in Schwierigkeiten in der Kommunikation mit anderen Menschen zeigt.
· Eine eher ungewöhnliche Art, mit anderen zu interagieren, wie zum Beispiel Schwierigkeiten bei der Gesprächsführung, dem wechselseitigen Austausch oder dem Verstehen von nonverbalen Kommunikationsformen.
2. Eingeschränkte, repetitive Verhaltensmuster und Interessen:
· Ein starkes Interesse an bestimmten Themen oder Aktivitäten, oft mit einer intensiven Fokussierung darauf.
· Wiederholte Bewegungen oder Rituale, wie z.B. das ständige Hören eines bestimmten Liedes oder das wiederholte Anordnen von Objekten.
· Schwierigkeiten mit Veränderungen und ein starkes Bedürfnis nach Routine und Vorhersagbarkeit.
Diagnose von Autismus im Erwachsenenalter
Die Diagnose von Autismus im Erwachsenenalter ist eine Herausforderung, weil viele der typischen Symptome (wie z.B. soziale Schwierigkeiten) oft nicht so offensichtlich sind oder über die Jahre hinweg gut maskiert wurden. Besonders Erwachsene, die in ihrer Kindheit keine Diagnose erhalten haben, können im Laufe ihres Lebens Strategien entwickelt haben, um mit ihren Herausforderungen besser umzugehen. Eine späte Diagnose kann dennoch sehr wertvoll sein, weil sie den Betroffenen ein besseres Verständnis ihrer eigenen Verhaltensmuster und Bedürfnisse vermittelt.
Diagnostische Verfahren
· Anamnese
Eine gründliche Erhebung der Lebensgeschichte des Patienten, insbesondere in Bezug auf frühe Kindheitserfahrungen, sozial-emotionale Entwicklung und Verhaltensauffälligkeiten. Oft ist es hilfreich, auch die Perspektive von Eltern oder anderen engen Bezugspersonen zu hören, um ein vollständiges Bild zu erhalten.
· Diagnostisches Interview
ADI-R (Autism Diagnostic Interview-Revised)
· Selbstbericht und Fragebögen
RAADS-R (Ritvo Autism and Asperger Diagnostic Scale-Revised): Ein Fragebogen, der oft im Erwachsenenalter verwendet wird, um Symptome von Autismus zu ermitteln. Dieser bezieht sich auf Verhaltensmuster und soziale Interaktionen.
AQ (Autism Spectrum Quotient): Ein Fragebogen, der hilft, das Vorhandensein von autistischen Merkmalen im Erwachsenenalter zu überprüfen.
· Beobachtung und klinische Einschätzung
Im Erwachsenenalter müssen diagnostizierende Fachleute häufig auf subtile Zeichen achten, wie z.B. unangemessene soziale Reaktionen, Schwierigkeiten mit der Selbstregulation oder ungewöhnliche Interessen.
Differentialdiagnosen von Autismus
Autismus kann sich in vielerlei Hinsicht überschneiden oder mit anderen psychischen Störungen verwechselt werden. Es ist daher wichtig, Differentialdiagnosen zu stellen, um andere Erkrankungen auszuschließen und die richtige Diagnose zu treffen. Hier sind einige der häufigsten Störungen, die im Zusammenhang mit Autismus auftreten können.
1. Soziale Angststörung (Social Anxiety Disorder):
Menschen mit sozialer Angststörung vermeiden soziale Interaktionen aufgrund von Ängsten, nicht akzeptiert zu werden oder negativ bewertet zu werden.
Im Gegensatz zu Autismus haben Menschen mit sozialer Angststörung jedoch oft ein starkes Bedürfnis, sich sozial zu integrieren, kämpfen jedoch mit intensiver Angst in sozialen Situationen. Menschen mit Autismus haben oft weniger Interesse an sozialen Interaktionen oder können diese aus einer anderen Wahrnehmung heraus erleben.
2. Schizoide Persönlichkeitsstörung:
Schizoide Persönlichkeitsstörung kann sich in einem Rückzug von sozialen Interaktionen und einem geringen Interesse an zwischenmenschlichen Beziehungen äußern, ähnlich wie bei Autismus.
Bei Menschen mit Schizoidität sind diese Verhaltensweisen jedoch oft mit einem Mangel an emotionalem Ausdruck und einem grundsätzlichen Desinteresse an sozialen Bindungen verbunden, während Menschen mit Autismus Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion haben, aber häufig den Wunsch verspüren, Beziehungen zu anderen aufzubauen, jedoch nicht wissen, wie sie dies umsetzen sollen.
3. Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS):
ADHS und Autismus können beide mit Schwierigkeiten in der Aufmerksamkeit und Impulsivität verbunden sein.
Der Hauptunterschied besteht darin, dass ADHS typischerweise mit einer deutlichen Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität einhergeht, während Autismus häufiger mit Kommunikations- und sozialen Schwierigkeiten sowie eingeschränkten Interessen und repetitiven Verhaltensmustern verbunden ist.
Fazit
Die Diagnose von Autismus im Erwachsenenalter erfordert eine gründliche Untersuchung und die Berücksichtigung der gesamten Lebensgeschichte der betroffenen Person. Während Autismus im Kindesalter typischerweise diagnostiziert wird, können Erwachsene, die nie eine Diagnose erhalten haben oder ihre Symptome maskiert haben, oft erst später im Leben Klarheit über ihre Erfahrungen und Herausforderungen gewinnen.
Eine genaue Differentialdiagnose ist entscheidend, da viele Störungen ähnliche Symptome wie Autismus aufweisen können. Das Verständnis der spezifischen Merkmale von Autismus und der Unterschiede zu anderen psychischen Erkrankungen ist essentiell, um die richtige Diagnose zu stellen und eine angemessene Behandlung zu ermöglichen.
AD(H)S bezeichnet eine neurobiologische Störung, die vor allem durch Probleme mit Aufmerksamkeit, Impulsivität und in vielen Fällen auch Hyperaktivität gekennzeichnet ist. Sie wird oft in zwei Haupttypen unterteilt:
· ADHS (mit Hyperaktivität): Die betroffenen Personen haben nicht nur Schwierigkeiten, ihre Aufmerksamkeit zu fokussieren, sondern zeigen auch eine ausgeprägte Unruhe, Impulsivität und Zappeligkeit. Sie neigen dazu, sich nicht lange auf eine Aufgabe zu konzentrieren und haben oft Schwierigkeiten, still zu sitzen.
· ADS (ohne Hyperaktivität): Bei diesem Typ ist vor allem die Unaufmerksamkeit im Vordergrund. Es kommt zu Konzentrationsproblemen und Vergesslichkeit, während die hyperaktiven Symptome fehlen.
AD(H)S ist keine "Kinderkrankheit", sondern eine lebenslange Störung. Häufig wird die Diagnose im Kindesalter gestellt, jedoch zeigen viele Menschen, erst im Erwachsenenalter die vollen Ausprägungen und erhalten dann eine Diagnose.
Im Erwachsenenalter kann ADHS erhebliche Schwierigkeiten im Alltag sowie im Berufs- und Privatleben verursachen. Die körperliche Unruhe nimmt häufig ab, während innere Unruhe und Nervosität zunehmen. Zu den relevanten Symptomen bei Erwachsenen zählen neben Aufmerksamkeitsproblemen und Rastlosigkeit auch Temperamentschwankungen, affektive Labilität, emotionale Überempfindlichkeit, Desorganisation und Impulsivität. Eine gezielte Diagnostik ist daher wichtig, um eine passende Behandlung und Prävention weiterer Komplikationen sicherzustellen.
Geschlechtsspezifische Unterschiede bei ADHS im Erwachsenenalter
Obwohl Studien zeigen, dass ADHS bei Frauen und Männern ähnlich häufig vorkommt, wird die Störung bei Frauen seltener diagnostiziert. Da viele Diagnoseinstrumente eher auf hyperaktive Symptome und männliche Verhaltensmuster ausgelegt sind, erreichen Frauen oft nicht den diagnostischen Schwellenwert und erhalten eine falsche negative Diagnose. Sie neigen eher zu internalisierenden Störungen, berichten häufiger von chronischen Schmerzen, Erschöpfung und einem erhöhten Suchtrisiko. Auch zeigen sie seltener impulsive oder aggressive Verhaltensweisen und entsprechen häufiger dem unaufmerksamen Typ. Eine effektive Behandlung von Angstzuständen und Depressionen bei Frauen erfordert oft, dass das zugrunde liegende ADHS berücksichtigt wird. Die zugrunde liegende Störung wird jedoch häufig übersehen, was weitreichende Folgen haben kann, da Aufmerksamkeitsprobleme und desorganisiertes Verhalten weder mit herkömmlicher Psychotherapie noch mit Antidepressiva erfolgreich behandelt werden können. In solchen Fällen stellen Stimulanzien eine wichtige Behandlungsoption dar (Neuy-Lobkowicz, 2024).
Diagnose von AD(H)S im Erwachsenenalter
Die Diagnose von AD(H)S im Erwachsenenalter ist besonders herausfordernd, da sich viele der Symptome über Jahre hinweg maskiert oder als andere Probleme wahrgenommen wurden. Erwachsene, die im Kindesalter keine Diagnose erhalten haben, können Schwierigkeiten haben, zu erkennen, dass ihre Symptome auf AD(H)S zurückzuführen sind.
Diagnostische Verfahren:
· Anamnese
· Klinisches Interview zB DIVA
· Fragebögen und standardisierte Tests
· Ausschluss anderer Ursachen
Wichtige Kriterien für die Diagnose
· Die Symptome müssen bereits vor dem 12. Lebensjahr aufgetreten sein.
· Die Symptome müssen in mehr als einem Lebensbereich (z. B. Arbeit, Beziehungen, soziales Leben) signifikante Probleme verursachen.
· Die Symptome müssen über einen Zeitraum von mindestens 6 Monaten bestehen und in ihrer Schwere die normalen Entwicklungsmuster übersteigen.
Differentialdiagnosen
Es gibt mehrere Störungen, die mit AD(H)S verwechselt werden können, was die Diagnose erschwert. Diese sogenannten Differentialdiagnosen müssen sorgfältig geprüft werden, um sicherzustellen, dass die Symptome nicht von einer anderen Erkrankung verursacht werden.
Angst- und Depression: Angststörungen und Depressionen können zu Unaufmerksamkeit, Unruhe und sozialem Rückzug führen, die mit ADHS verwechselt werden können. Instrumente wie das Beck-Depressions-Inventar (BDI) oder die Hamilton-Angst-Skala (HAM-A) können hier wertvolle Hinweise liefern.
Abklärung von Autismus-Spektrum-Störungen (ASS): Kinder und Erwachsene mit ASS zeigen ebenfalls oft Unruhe, soziale Schwierigkeiten und repetitive Verhaltensweisen. Tests wie der Autism Diagnostic Observation Schedule (ADOS-2) oder der Autism Spectrum Quotient (AQ) helfen, ASS von ADHS abzugrenzen.
Abklärung von Persönlichkeitsstörungen: Bei Erwachsenen kann es wichtig sein, mögliche Persönlichkeitsstörungen, wie z.B. die Borderline-Persönlichkeitsstörung, auszuschließen, da diese ebenfalls impulsives Verhalten und emotionale Instabilität verursachen können.
Behandlung von AD(H)S
Die Behandlung von AD(H)S im Erwachsenenalter erfolgt meist durch eine Kombination aus Verhaltenstherapie, Medikamenten und strategischen Anpassungen des Lebensstils. Ein individueller Behandlungsplan ist entscheidend, um den besten Erfolg zu erzielen.
1. Medikamentöse Behandlung:
2. Verhaltenstherapie:
3. Lebensstil und Umfeldanpassungen:
Fazit
AD(H)S im Erwachsenenalter wird oft nicht erkannt, aber mit einer gründlichen Diagnose und einer individuell abgestimmten Behandlung können die Symptome gut gemanagt werden. Es erfordert Geduld, Selbstbewusstsein und eine Mischung aus verschiedenen Therapieansätzen, um die Lebensqualität zu verbessern. Der Schlüssel liegt darin, die Herausforderungen zu verstehen, den betroffenen Menschen geeignete Werkzeuge an die Hand zu geben und eine unterstützende Umgebung zu schaffen, die den Umgang mit den Symptomen erleichtert.
Persönlichkeitsstörungen sind tief verwurzelte, langanhaltende Muster des Denkens, Fühlens und Verhaltens, die das Leben der betroffenen Person und ihrer Umgebung stark beeinträchtigen. Sie manifestieren sich meist schon im Jugend- oder frühen Erwachsenenalter und betreffen Bereiche wie zwischenmenschliche Beziehungen, die Wahrnehmung von sich selbst und anderen, sowie die Fähigkeit, mit Stress und emotionalen Herausforderungen umzugehen.
Ein entscheidendes Merkmal von Persönlichkeitsstörungen ist, dass die Symptome stabil sind und in verschiedenen Lebensbereichen zu Problemen führen. Diese Störungen sind nicht einfach nur „Schwierigkeiten“, die eine Person in einem bestimmten Moment hat, sondern sie betreffen die gesamte Persönlichkeitsstruktur einer Person und sind oft über Jahre hinweg konsistent.
Diagnose von Persönlichkeitsstörungen
Die Diagnose einer Persönlichkeitsstörung erfolgt durch eine detaillierte klinische Untersuchung, die in der Regel folgende Elemente umfasst:
· Anamnese: Eine gründliche Erhebung der Lebensgeschichte und des Verhaltensmusters der betroffenen Person.
· Standardisiertes diagnostisches Interview wie das SCID-5-PD (Structured Clinical Interview for DSM-5 Personality Disorders)
· Verhaltensbeobachtungen: Der Therapeut kann das Verhalten und die Reaktionen der Person im Gespräch oder in verschiedenen Situationen beobachten.
· Symptomkriterien: Die Diagnose stützt sich auf festgelegte Kriterien aus dem DSM-5 oder ICD-10, die festlegen, welche Symptome vorhanden sein müssen, damit die Diagnose einer bestimmten Persönlichkeitsstörung gestellt werden kann.
Behandlung von Persönlichkeitsstörungen
Die Behandlung von Persönlichkeitsstörungen kann langwierig und herausfordernd sein, da es sich um tief verwurzelte Muster handelt. Dennoch ist eine Behandlung möglich, die die Lebensqualität erheblich verbessern kann. Die Behandlung erfordert Geduld und die Bereitschaft der betroffenen Person, an sich zu arbeiten. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Therapeut und Klient ist essentiell, um tief verwurzelte Denkmuster zu verändern und neue, gesündere Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
Fazit
Persönlichkeitsstörungen sind vielschichtige und komplexe Erkrankungen, die tief in den Lebensmustern der betroffenen Person verwurzelt sind. Sie können das tägliche Leben erheblich beeinflussen, aber mit der richtigen Diagnostik und Behandlung können viele Betroffene lernen, ihre Symptome zu managen und ein erfüllteres Leben zu führen. Als Diagnostiker ist es wichtig, die individuelle Lebensgeschichte, die Symptome und die Auswirkungen auf das soziale Umfeld zu berücksichtigen, um die bestmögliche Unterstützung zu bieten.
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